Die Villa Brandi liegt in Vignano in der Provinz Siena. Der Bau der Villa, vermutlich nach einem Entwurf von Baldassarre Peruzzi, geht auf das 16. Jahrhundert zurück, wie die Stuckverzierungen im Saal im ersten Stock bezeugen. Mitte des 18. Jahrhunderts ging die Anlage in den Besitz der Familie Brandi über, die 1767 vor dem Hauptgebäude eine kleine Kapelle mit einer Widmungsinschrift an die Jungfrau errichten ließ. Das Gebäude behält das ursprüngliche Aussehen eines sienesischen Herrenhauses außerhalb der Stadt: Es erstreckt sich über drei Ebenen und besteht aus einem einzigen Körper mit quadratischem Grundriss mit schrägen Wänden und einer Eckloggia mit drei Bögen. Die Struktur des Gartens geht auf einen Eingriff aus dem frühen 20. Jahrhundert zurück. Cesare Brandi (1906-1988), Kritiker und Kunsthistoriker, Gründer zusammen mit Giulio Carlo Argan des Zentralinstituts für Restaurierung, war der letzte Besitzer der Villa. Cesare Brandi hielt sich in verschiedenen italienischen und ausländischen Städten auf, nutzte jedoch in den letzten Jahren seines Lebens weiterhin den Familiensitz inmitten der sienesischen Landschaft als bevorzugten Rückzugsort und ständigen Wohnsitz. Hier verstarb er 1988 und vermachte die Anlage dem italienischen Staat. Die Innenräume der Villa sind mit Einrichtungsgegenständen, Kunstwerken und Möbeln aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sowie Gemälden und Skulpturen moderner Kunst ausgestattet. Die Sammlung von Cesare Brandi umfasst die zahlreichen Werke, die ihm von Künstlern geschenkt wurden, mit denen ihn eine intellektuelle Beziehung und tiefe Freundschaft verband, und stellt eine Art Kompendium der italienischen figurativen Kultur des 20. Jahrhunderts dar, in dem die bedeutendsten Namen dieser Zeit vorkommen : De Pisis, Morandi, Manzù, Guttuso, Mastroianni, Scialoja, Burri und viele andere. Neben der Villa und den Kunstwerken umfasst der Brandi-Nachlass eine umfangreiche Bibliothek, einen Manuskriptfonds mit über dreizehntausend Briefen und eine Fotosammlung mit rund siebentausend Bildern. Aus der Sammlung, die Familienfotos, Künstlern und Schriftstellern gewidmet ist, wurden über siebzig Aufnahmen im „Bottichkeller“ ausgestellt, die Cesare Brandis Interessen und Leidenschaften für Kunst, Literatur, Restaurierung, Musik und Reisen veranschaulichen.