EXTRA. Antike Zeichen/Zeitgenössische Visionen ist das neueste Projekt der Fondazione Perugia, das nach den Ausstellungen über Antonio Canova, dem Vergleich zwischen Perugino-Burri und der Reflexion über das Thema Natur/Utopie eine originelle Ausstellungsidee präsentiert, um das Antike und das Zeitgenössische in einer Ausstellung miteinander in Dialog treten zu lassen, die auch als doppelt betrachtet werden kann, da sie das Verhältnis zwischen Bild und Zeichen, Ikone und Worte untersucht.

Kuratiert von Marco Tonelli, entstand die Idee zu dieser Ausstellung im Jahr 2024, als die Fondazione Perugia eine Auswahl aus der Albertini-Sammlung erwarb, bestehend aus etwa 1700 Pergamentumschlägen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. Es handelt sich um hochwertige dokumentarische Einbände, fein verziert und bemalt auf Pergamentumschlägen, die alte kommunale, notarielle und administrative Register umhüllten, die Podestàs, Volkshauptleute, Richter und Bürgermeistern der Stadt Perugia gehörten: Darin finden sich Listen, Texte, gerichtliche Anmerkungen wie Anklagen, Berichte über Schäden an Feldern und Vieh, Aufzeichnungen über Lebensmittelversorgung und -verteilung.

Auf einem bestimmten Pergament erscheint das Wort Extraordinariorum, das vom lateinischen Begriff aus der Kaiserzeit cognitio extra ordinem stammt, um außergewöhnliche rechtliche Normen außerhalb der traditionellen Schemata zu kennzeichnen und später in die Umgangssprache übergegangen ist, um etwas Ungewöhnliches, Unerwartetes, Außergewöhnliches zu beschreiben. Von hier aus entstand die Idee, etwas Außergewöhnliches zu schaffen, wie die Zusammenstellung einer Auswahl von etwa 100 Pergamenten mit über 40 Werken von 18 zeitgenössischen italienischen und internationalen Künstlern, nach manchmal sehr strengen, manchmal nur suggestiven, manchmal ikonografischen oder typologischen, manchmal thematischen und materiellen Kriterien oder die Beziehung zwischen Wort und Bild herstellend, wobei das Bild als Wort, visuelles Rätsel oder sprechende Figur verstanden wird.