Seit nunmehr 20 Jahren prägt der Palais de Tokyo die zeitgenössische Kunstszene in Paris, Frankreich und der ganzen Welt. Als lebendiges Kunstzentrum, als Ort der Begegnung zwischen zeitgenössischer Kunst und einem breiten Publikum, als Resonanzboden für die großen Themen der Gegenwartswelt und die Fragen, die die Künstler von heute bewegen, bringt er seit 2002 die Vorstellungswelt zusammen und erweitert sie.

Anlässlich des zwanzigsten Jahrestags des Palais de Tokyo und nach zwei Jahren der Neubetrachtung der Frage, wie wir zusammen sein und wie wir erneut eine gewählte, physische Gemeinschaft bilden können, freut sich die Institution, ein Festival auszurichten, das als Moment aktiver Bürgerschaft und symbolträchtiger gemeinsamer Reflexion über neue Rituale und offene Formen gedacht ist.

Diese Überlegungen haben den Palais de Tokyo dazu bewegt, Marinella Senatore (Cava de' Tirreni, Italien, 1977) eine Carte Blanche-Einladung auszusprechen. Sie ist dank der sozialen und politischen Ausrichtung ihrer Arbeit und ihrer als vielstimmige künstlerische Erfahrung konzipierten Stücke zu einer der bekanntesten italienischen Künstlerinnen auf der internationalen Bühne geworden.

Seit der Gründung der School of Narrative Dance (SOND) durch Marinella Senatore im Jahr 2012 entwickelt sie eine partizipatorische Kunstform, die mit der kreativen Kraft der Gruppe experimentiert und Dialoge zwischen historischen, kulturellen und sozialen Strukturen aufbaut. Dieses Jahr 2022 jährt sich die SOND zum zehnten Mal.

Mittels eines Ansatzes, der Untersuchung und Austausch einschließt und der durch dokumentarische Methoden strukturiert ist, arbeitet sie an der Schaffung alternativer Systeme der Geselligkeit: riesige Paraden, eine Hymne, ein Teezimmer, ein Hörspiel oder eine gefilmte Oper.

Marinella Senatore führt „Aktionen“ durch, die zeitgenössischen Ritualen ähneln, und produziert Installationen, um Gemeinschaften wiederherzustellen und kollektive Erinnerungen zu nähren. Durch Kunst, die sie als soziale Skulptur begreift, versucht sie, Fragen eine materielle Form zu geben und die Rollen von Amateur und Profi, von Künstler und Publikum neu zu verteilen.