Immer mit starker Selbstverherrlichungsabsicht strebt Salvo Anfang der siebziger Jahre danach, sich mit den großen Meistern der Malerei zu messen, offensichtlich auf der Grundlage eines Peer-Vergleichs (...) Die Entwicklung der Malerei in den letzten sieben Jahrhunderten nachzuzeichnen , von Simone Martini in Cézanne, über Stephan Lochner, Cranach, Rembradt und Boucher, schloss Salvos Leinwand idealerweise den Weg als Fahnenträger der Malerei des 20. Jahrhunderts. Typisch für jenen Jahreswechsel spielt der Künstler auch in diesem Gemälde mit dem Zitat von Tradition, lädt die inzwischen historisierende Ikonographie mit einer im ironischen Sinne einstudierten Umsetzungs-Ungeschicktheit auf, in einer Art künstlerischer Manipulation mit ästhetischen Werten, denen man sich anpasst Stilgeschichte und in neuer Form präsentiert. Das Vorbild ist „San Martino teilt den Umhang mit einem Bettler“ von El Greco, demonstrativ nachgeahmt für die rekontextualisierte Szene und die Ersetzung der dunklen Töne des Originals durch leuchtende Töne und duftende Farben, in einer Neuinterpretation, die nach fast unverschämtem Re riecht -Aneignung eines bekannten Stücks Geschichte der westlichen figurativen Kultur. Der konzeptionelle Ansatz des Gemäldes, ausgehend von der Absage an eine gefestigte gestalterische Praxis, wird weiter unterstrichen durch die Ersetzung des Gesichts von San Martino durch das der altmodisch gekleideten Frau des Malers in einem Werk, das dasselbe unterbricht Zeit alte Malerei, Präraffaeliten, Pop-Art und Konzeptkunst. Sieben Jahrhunderte Kunstgeschichte also.